Goldmann Verlag
Hardcover320 Seiten
22,00€
Erscheinungstermin: 17. Februar 2020
ISBN: 978-3-442-31550-5
Klappentext:
Eine gute Bildung ist entscheidend für die Zukunft unserer Kinder und Jugendlichen. Das ist klar. Aber was genau ist gute Bildung, vor allem im digitalen Zeitalter, das von globalen Umbrüchen geprägt ist und in dem sich die Definition von Arbeit massiv wandelt? Was brauchen unsere Jüngsten von uns, damit sie sich Wissen und Können aneignen und gleichzeitig Orientierung im Leben finden können? Wie lernen sie, wie das Leben und Zusammenleben im 21. Jahrhundert wirklich gelingt? Unsere Bildungseinrichtungen kriegen das nicht allein hin, verhindern es oft sogar. Dafür braucht es jetzt uns alle, die ganze Zivilgesellschaft. #Education For Future ist ein Buch voller nutzbarer Antworten für den Alltag in Familie, Schule und Kindergarten, Nachbarschaft, Kommune und Co. Ein Aufruf zur Emanzipation. Und ein haltgebender Mutmacher für Eltern, Lehrer und alle, denen die Zukunft der jungen Generation am Herzen liegt.
Meine Meinung:
Dieses Buch sollte als Standardlektüre in sozialpädagogischen Studiengängen dienen. Es gibt inzwischen einige wunderbare Menschen, die sich mit dem Thema beschäftigen und viel mehr Aufmerksamkeit bekommen sollten. Denn Hüther gilt leider oftmals noch als keine verlässliche "Quelle" und das meines Erachtens wirklich zu unrecht. Doch nun zum Buch selbst.
Soziologen wie Hurrelmann stützen sich auf verschiedene Jugendstudien und kommen zu dem Ergebnis, dass bereits jeder vierte Vertreter der Generationen Y und Z sich als abgehängt empfindet und nicht daran glaubt, Zugang zur sich schnell verändernden Gesellschaft und Arbeitswelt zu finden. Dies führt oft zu Depressionen und einem Rückzug in Parallelwelten, sei es vor dem Bildschirm, durch Drogen oder andere Ablenkungen. Wenn ein Viertel der Jugendlichen keine Perspektive hat, wird deutlich, dass dies ein gesellschaftliches Phänomen ist.
Ein Sprichwort aus Afrika besagt ebenfalls, dass es ein ganzes Dorf braucht, um ein Kind zu erziehen. Ich denke, diese Worte kennen viele von uns über unterschiedliche Bereiche hinweg. In ähnlicher Weise benötigt die Gesellschaft als Ganzes, um den jungen Generationen in der heutigen Zeit die notwendigen analogen Fähigkeiten beizubringen, um sich in einer digitalen Welt zu behaupten, ohne dabei das Menschsein aus den Augen zu verlieren. Dafür sind Werte, sinnstiftende Ziele und Mentoren von großer Bedeutung: Erwachsene, die in den Interessensgebieten der Kinder erfahren sind und bereit sind, Unterstützung anzubieten.
Gerald Hüther beginnt mit einer gründlichen Analyse, legt den wissenschaftlichen Grundstein und beschreibt die strukturellen Schwierigkeiten, die die heutige Lebensweise und sinnvolle Bildung erschweren. Diese Probleme betreffen nicht nur Kinder und junge Generationen, sondern auch viele Unternehmen, die bereits vor der Corona-Pandemie mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert waren. Daher sind Agilität, iterative Prozesse, eine positive Fehlerkultur und gestärkte soziale Kompetenzen zentrale Elemente von New Work.
Das Buch umfasst zwei Abschnitte. Der erste Abschnitt ist eher aufsässig und kritisch gegenüber der Gesellschaft, während der zweite Abschnitt eine sehr versöhnliche Note hat. Hier finden sowohl Eltern als auch Lehrer wertvolle Ratschläge für den Alltag. Es richtet sich an alle, die mit der heutigen Art und Weise, wie Kinder lernen, nicht ganz zufrieden sind. Es ist für Lehrer gedacht, die ihr Bestes geben, aber immer wieder auf Widerstand stoßen. Ebenso ist es für Eltern, die ihr Kind gerne zur Schule schicken, sich jedoch wünschen, dass vieles einfacher und lebendiger gestaltet wird.
Hüther beschreibt im ersten Teil des Buches, warum wir zu sehr in alten Mustern festhängen. Die große Entdeckung liegt jedoch bei den beiden Koautoren, Marcell Heinrich und Mitch Senf, die im zweiten Teil des Buches wunderbare Auswege aus diesen Mustern beschreiben. Diese Lösungen spielen sich nicht erst in der Zukunft ab, sondern funktionieren bereits heute.
Heinrich und Senf schreiben auf eine kompetente und einfühlsame Weise, die nah an der Lebenswelt der Leser ist. Besonders die wahren Geschichten haben mich tief berührt. Jeder, der einen anderen Blick auf Kinder werfen und hoffnungsvoll in die Zukunft schauen möchte, sollte dieses Buch lesen.
Im zweiten Teil des Textes konzentrieren sich Heinrich und Senf auf die Schnittstellen zur Welt der Jugendlichen und erklären die Grundsätze, die in der heutigen Gesellschaft für eine erfolgreiche Bildung und Erziehung wichtig sind: Menschlichkeit, persönliche Begegnungen, Mentoren, individuelle Herausforderungen, Selbstgewissheit, Sinnstiftung und die Befreiung vom Leistungsdruck. Diese Grundsätze sind entscheidend, um nicht nur eine gute Zukunft zu ermöglichen, sondern auch die 25% der Jugendlichen zurückzugewinnen, die sich bereits aufgegeben haben.
Drei praktische Beispiele verdeutlichen letztendlich, wie die Einhaltung dieser Prinzipien wirkt und wecken das Interesse, Räume zu schaffen, in denen junge Menschen – egal ob eigene oder fremde – ihre Fähigkeiten und Stärken entdecken und entwickeln können. Dieser motivierende Impuls ist besonders wertvoll, da er dazu beitragen kann, die Leserschaft zu aktivieren und lokale Initiativen zu fördern. Das Buch ist nicht nur gut lesbar und vermittelt relevantes Wissen, sondern bietet auch eine hoffnungsvolle Perspektive und schlägt Brücken zur Umsetzung für verschiedene Betroffene.
Am Ende lässt es sich schwer in Worte fassen, was das Buch mit einem selbst macht, denn jeder empfindet das Gelesene anders und nimmt die Ideen und Visionen anders wahr und an. Daher muss jeder für sich selbst entscheiden, inwieweit er mit dem Inhalt des Buches konform geht oder ob sich hier die Geister scheiden. Für mich stellt dieses Buch einen Gewinn dar und ich hoffe sehr, dass noch viele weitere Menschen sich auf diese Sichtweise und die Bedeutung der heutigen Bildung einlassen können.
Danke an den Verlag und das Bloggerportal für das Rezensionsexemplar.
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