Worum geht's?
Als uneheliches Kind und von der Gesellschaft gemieden, lernte Alma, sich mit der Einsamkeit abzufinden, solange sie ihre Mutter an ihrer Seite hatte. Als ihre Mutter schwer erkrankt, entdeckt Alma einen Hinweis auf ihren entfremdeten Vater und schreibt eine Nachricht, in der sie um Hilfe bittet. Sie ahnt nicht, dass sie ein Bastard des Hauses Avera ist, einer der vier adligen Familien, die den Göttern dienen und von deren Kräften durchdrungen sind - und dass ihr Vater ein Gefäß der Schreckensbestie ist, dem furchterregendsten Gott von allen, einem Vorboten des Todes.
Im verzweifelten Tausch gegen die Medizin ihrer Mutter erklärt sich Alma bereit, der Bestie ihren linken Arm zu opfern - in einer Zeremonie, die sie für immer an das Haus und seine Gottheit binden wird. Trotzdem stirbt ihre Mutter bald und lässt Alma auf dem großen Anwesen der Averas gefangen zurück, verachtet von ihren Verwandten und nichts weiter als ein Spielball in den Plänen ihres Vaters.
Jetzt ist Rache das Einzige, was Alma aufrecht erhält. Das und die seltsame Verbindung, die sie zu ihrem Gott hat - ein Monster, das ständig an ihrer Seite ist, ein uraltes Wesen, das die Gestalt eines schönen Prinzen mit sternenklarem Haar annimmt, den nur sie sehen kann. Er erzählt Alma, dass sie auserwählt wurde, die Welt zu verändern, und mit seiner Hilfe plant Alma eine gefährliche Reise, um das Haus zu zerstören, das ihr alles gestohlen hat.
Meine Meinung:
Schon beim ersten Blick auf den Klappentext wusste ich, dass House of the Beast kein leichtes Buch wird. Und tatsächlich – Michelle Wong entführt uns direkt in eine Welt, die gleichermaßen düster wie faszinierend ist. Alma, die Protagonistin, beginnt ihre Reise nicht als klassische Heldin, sondern als komplexe, verletzliche Figur, deren Wut, Angst und Mut mich sofort berührt haben.
Die Geschichte hat mich von der ersten Seite an gefesselt. Alma ist nicht perfekt – sie macht Fehler, zweifelt, leidet – und genau das macht sie so greifbar. Ihre Reise ist geprägt von Verlust, innerem Konflikt und dem Versuch, ihren Platz in einer Welt voller Macht, Intrigen und alten Riten zu finden.
Was mir besonders gefallen hat, ist, dass Michelle Wong keine einfachen Antworten liefert. Moralische Grauzonen, komplizierte Beziehungen und schwierige Entscheidungen ziehen sich durch das ganze Buch. Das macht die Geschichte intensiver, aber auch realistischer. Ich habe mit Alma gelitten, gehofft und mitgefiebert, und oft habe ich mich selbst in ihren Gedanken wiedergefunden.
Charaktere
Alma ist eine der vielschichtigsten Figuren, die ich zuletzt gelesen habe. Als uneheliches Kind mit einer sterbenden Mutter ins Netz eines mächtigen Vaters gezogen, steht sie vor scheinbar unlösbaren Aufgaben. Ihre Entwicklung, ihre kleinen Siege und die Art, wie sie langsam ihre eigene Identität zurückerobert, sind meisterhaft beschrieben.
Die göttliche Präsenz, das sogenannte „Beast“, ist kein klassischer Liebespartner, sondern eine mächtige, ambivalente Figur. Die Beziehung ist faszinierend, unbequem und kompliziert – genau das macht sie so spannend. Auch die Nebenfiguren – Vater, Cousins, Freunde und Feinde – sind alles andere als eindimensional. Jeder hinterlässt Spuren und trägt zur intensiven, düsteren Atmosphäre des Buches bei.
Schreibstil & Atmosphäre
Der Schreibstil ist poetisch, bildgewaltig und zugleich direkt. Michelle Wong gelingt es, die Welt so lebendig zu beschreiben, dass man die kalten Hallen, die Rituale, die Schatten und die kleinen Lichtblicke fast physisch spüren kann.
Die Atmosphäre schwankt zwischen bedrückend und zart – zwischen Momenten des Schmerzes und kleinen Hoffnungsschimmern. Gerade diese Kontraste machen das Buch so eindrucksvoll und emotional. Ich habe das Buch oft beiseitegelegt, um die Eindrücke wirken zu lassen, und dann weitergelesen, weil ich nicht genug davon bekommen konnte.
Handlung & Spannung
Die Handlung entwickelt sich langsam, was besonders in den politischen und familiären Machtspielen deutlich wird. Gerade der Mittelteil fordert etwas Geduld, doch diese Passagen sind essenziell, um die Figuren zu verstehen und das große Finale noch intensiver wirken zu lassen.
Die Mischung aus Intrigen, Ritualen und persönlichen Konflikten hält die Spannung konstant hoch. Besonders die Szenen mit dem „Beast“ sind beklemmend, intensiv und nachwirkend – man merkt, dass jede Entscheidung von Alma Konsequenzen hat.
Fazit
House of the Beast ist kein leichtes Buch für Zwischendurch. Es ist intensiv, dunkel, poetisch und emotional. Wer düstere Fantasy liebt, in der Figuren Tiefe, moralische Grauzonen und atmosphärische Details haben, wird hier absolut fündig. Alma bleibt lange im Kopf, und die Welt, die Michelle Wong erschaffen hat, ist atmosphärisch, komplex und unvergesslich.
Dieses Buch fordert, berührt und bleibt – und ich kann es jedem empfehlen, der bereit ist, sich auf eine intensive, dunkle und gleichzeitig wunderschön erzählte Geschichte einzulassen.
Ganz lieben Dank an Vorablesen und den Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar.

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