Montag, 22. Dezember 2025

Jasmine Mas - Villains of Lore 2 - Bonds of Hercules - Liebe das Monster in mir

Fischer Tor
Hardcover
25,00€
608 Seiten
Erscheinungstermin: 29. Oktober 2025
ISBN: 978-3-596-71244-1

Worum geht's?

Alexis hat sich in Sparta den Ruf einer unbarmherzigen, gefährlichen Kriegerin erworben. Das verlockt nicht wenige Männer, ihr Glück bei Alexis zu versuchen.
Kharon und Augustus, die beiden düsteren Götter der Unterwelt geben sich jede Mühe ihr zu gefallen. Doch auch Alexis attraktive Mentoren Achilles und Patro sind sich auf einmal sicher, dass sie und Alexis füreinander bestimmt sind. Es sieht so aus, als müsste zwischen den Göttern wählen - aber ist das wirklich eine gute Idee?

Den vier verliebten Göttern aus dem Weg zu gehen, ist leider keine Option. Denn als Chthonische Erbin ist es Alexis‘ Pflicht, dem mörderischen Dream Team, der Assembly of Death beizutreten und mit ihnen den Kampf gegen die Titanen aufzunehmen.

Alexis ist umgeben von dunklen Göttern, die ihr immer näher kommen, und Geheimnissen, deren tödliches Netz sich immer enger um sie zieht.

Meine Meinung:

Manche Fortsetzungen fühlen sich größer an als ihr Vorgänger – nicht unbedingt lauter oder actionreicher, sondern emotional schwerer. Bonds of Hercules war für mich genau so ein Buch. Es ist kein Roman, den ich einfach durchgelesen habe, sondern einer, bei dem ich immer wieder innehalten musste, weil er Fragen aufwirft, die nicht sofort beantwortet werden wollen.

Im Mittelpunkt steht weiterhin Alexis – eine Protagonistin, die nach außen Stärke, Härte und Kampfgeist verkörpert, innerlich jedoch zunehmend unter dem Gewicht der Erwartungen leidet. Besonders bewegt hat mich, wie sehr sie zwischen dem Bild, das andere von ihr haben, und ihrem eigenen inneren Empfinden schwankt. Immer wieder habe ich mich gefragt, ob ihre Stärke wirklich frei gewählt ist oder ob sie schlicht gelernt hat, keine Schwäche zu zeigen. An ihrer Seite ist ihr persönlicher Begleiter, Fluffy Junior, der sie nicht nur in brenzligen Situationen unterstützt, sondern symbolisch auch für die Nähe und Vertrautheit steht, die Alexis inmitten von Machtspielen und Unsicherheiten braucht.

Die Beziehungen, die Alexis umgeben, sind komplex, emotional aufgeladen und selten eindeutig. Augustus ist dabei eine der faszinierendsten Figuren: dominant, kontrollierend und zugleich schützend. Seine Nähe fühlt sich intensiv an – aber nie vollkommen sicher. Kharon wiederum ist ruhiger und distanzierter, fast wie ein Schatten. Ihm sind seine Höllenhunde zugeordnet, die seine Macht, Präsenz und bedrohliche Aura zusätzlich unterstreichen. Die Höllenhunde spiegeln Kharons Charakter wider: loyal, furchteinflößend und eindringlich, aber nie willkürlich zerstörerisch.

Daneben gibt es noch Poco, den Waschbären, der als humorvoller Sidekick auftaucht und die Stimmung in intensiven Momenten auflockert. Poco verkörpert einen unbeschwerten Aspekt der Gruppe und schafft kleine, charmante Auszeiten zwischen all der Dunkelheit und den emotionalen Konflikten.

Und dann ist da Nyx – die mystische Schlange, die schon in Band 1 Rätsel aufwarf und in Band 2 weiterhin eine eigenständige, fast mythische Rolle spielt. Nyx ist weder ein klassisches Haustier noch direkt an Alexis gebunden, sondern kommentiert mit Humor, Ironie und sarkastischem Unterton die Geschehnisse und die inneren Konflikte der Charaktere. Sie wirkt wie ein Spiegel der unausgesprochenen Gedanken und Gefühle, bringt Leichtigkeit in dunkle Momente und ist gleichzeitig tief symbolisch verankert. Ihre Präsenz macht die Geschichte noch facettenreicher und erinnert daran, dass Stärke nicht nur physisch, sondern auch subtil und psychologisch erfahrbar ist.

Je länger ich über Bonds of Hercules nachgedacht habe, desto deutlicher wurde mir, dass die Geschichte stark von Erwartungen lebt – und davon, sie bewusst zu hinterfragen. Die Figuren entwickeln sich nicht linear, Nähe und Distanz wechseln beständig, Bindung und Kontrolle stehen in ständigem Spannungsfeld. Alexis selbst wirkt in diesem Band widersprüchlicher als zuvor: stark, kämpferisch, aber auch müde, überfordert und innerlich schwankend. Diese Ambivalenz hat mich beim Lesen beschäftigt und passt perfekt zur Gesamtstimmung der Geschichte.

Auch das Worldbuilding trägt zu dieser Komplexität bei. Die Machtverhältnisse zwischen Olympiern und Chthoniern bleiben unausgeglichen und werfen Fragen auf, die bewusst nicht beantwortet werden. Warum akzeptieren die Chthonier Kontrolle und Demütigung, obwohl Widerstand möglich wäre? Für mich spiegelt diese Dynamik die emotionalen Abhängigkeiten und Konflikte der Figuren wider und macht die Geschichte noch eindringlicher.

Mein Fazit

Bonds of Hercules ist ein intensiver, emotional fordernder zweiter Band, der weniger auf äußere Handlung als auf innere Konflikte, Figurenbeziehungen und symbolische Elemente setzt. Ein Buch über Stärke und Zweifel, Nähe und Abhängigkeit, Macht und Selbstbestimmung. Die Beschützertiere – Fluffy Junior, Nyx, Poco und Kharons Höllenhunde – bereichern die Handlung sowohl emotional als auch symbolisch, jeder auf seine Art. Kein klassisches Wohlfühlbuch – aber eines, das lange nachhallt, nachdenklich macht und die Charaktere auf unvergessliche Weise lebendig werden lässt. Für alle, die komplexe Charaktere, dunkle Romantasy und mythologische Grauzonen lieben, eine klare Leseempfehlung.

Lieben Dank an Lovelybooks und den Verlag für das bereitgestellte Rezensionsexemplar.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen